Fleiß und Bescheidenheit, damit hat es Aschenputtel ganz schön weit gebracht – von
der Rumpelkammer in die Upperclass des Märchenlandes sozusagen. Ganz so weit
hinaus wollen wir mit unserem Aschenputtel gar nicht, Hauptsache weg mit der
Campingattitüde! Und auch wenn wir beim letzten Mal
schon den Grundstein für ein glückliches Ende gelegt haben: die Kuh ist noch
nicht vom Eis, oder vielmehr: sie ist noch nicht erlöst. Deshalb geht es heute
mit allerlei Fleiß und größter Bescheidenheit weiter...
Für den finalen Feinschliff brauchst du: Lineal,
Prickelnadel oder etwas Ähnliches, Bohrer mit einem Bohraufsatz von 0,8 mm,
Nähgarn, Schere und zwei stumpfe Sticknadeln (Größe 18). Beim Nähgarn empfiehlt
sich ein Faden, der für schweres Gewebe wie Leder geeignet ist. Zur
Orientierung: Das Polyestergarn, das ich verwendet habe, hat eine Fadenstärke
von 50.
Damit die Naht später schön gleichmäßig aussieht, lohnt sich eine sorgfältige
Vorbereitung der Nahtlöcher. Beginn deshalb damit, die Nahtlöcher mit der Prickelnadel
zu markieren. Dazu legst du das Lineal an die vorgezogene Nahtlinie an und
stichst alle 4 mm mit der Prickelnadel ein. Danach nimmst du den Bohrer und
bohrst an den vormarkierten Punkten durch beide Lederschichten. Wichtig ist,
den Bohrer hierbei immer gerade zu halten.
Bevor es gleich ans Nähen geht, noch ein Hinweis zur Naht: Um den Hocker bei Bedarf
auch als solchen nutzen zu können, habe ich mich für eine Sattlernaht
entschieden. Die Sattlernaht ist sehr strapazierfähig, da sie doppelt ausgeführt
wird. Sollte also der unwahrscheinliche Fall eintreten, dass einer der Fäden
einmal reißt, wird die Sitzfläche des Hockers immer noch durch den anderen
Faden gehalten.
Für die Sattlernaht schneidest du dir vom Nähgarn ein Stück ab, das mindestens viermal
so lang ist wie die zu nähende Nahtlinie. An beide Enden fädelst du jeweils
eine stumpfe Nadel auf. Führe eine der Nadeln durch das erste Nahtloch im Leder
und ziehe den Faden so weit durch, dass auf beiden Seiten ungefähr gleich viel
Faden steht. Sollte die Nadel nur schwer durchs Loch gehen, ziehe dir
Einweghandschuhe über, damit lässt sich die Nadel besser greifen und
durchziehen.
Als Nächstes führst du eine der beiden Nadeln durch das zweite Loch. Beide Nadeln
liegen nun auf derselben Seite. Welche Nadel du hierfür nimmst, ist egal,
allerdings ist diese Nadel ab sofort die Führungsnadel (Nadel 1). Das heißt,
jeder Stich wird als Erstes mit dieser Nadel ausgeführt. Nimm dann die andere
Nadel (Nadel 2), führe sie ebenfalls durch das zweite Nahtloch und ziehe den
Faden fest.
Für den nächsten Stich gehst du mit der Führungsnadel (Nadel
1) durch das dritte Nahtloch, danach mit der anderen Nadel (Nadel 2) usw. Ist
das Ende der Naht erreicht, nähst du zwei, drei Stiche im gleichen Wechsel
zurück, bis beide Nadeln auf der Unterseite liegen. Verknote die Fäden und
schneide sie ab. Wer ganz sicher gehen möchte, gibt auf die Enden bzw. den
Noch ein Tipp: Weil das Handling schwieriger ist,
sobald das Leder am Hocker befestigt ist, klebe und nähe erst die eine Seite
und dann die andere.
Jetzt schau sich doch einer dieses Aschenputtel an! Frisch
frisiert kommt es äußerst präsentabel daher – egal ob in höchsten Adelskreisen
oder im heimischen Wohnzimmer. Und nu? Naja, nach dem Happy End wird im Märchen
wie im Film für "jewöhnlich abjeblendt"...
Das
Aschenputtel-Experiment – Teil 1
Sticknadeln
Labels: diy, living