Eigentlich mag ich keine Dinge, die vorgeben etwas zu sein, was sie nicht sind. Laminat zum Beispiel. Jeder, der schon einmal Holz gesehen, gerochen und gefühlt hat, weiß, dass Laminat damit absolut nichts zu tun hat. Da hilft auch die mehr oder weniger gelungene Optik nicht.
Und genau deshalb konnte ich nur den Kopf schütteln, als ich das erste Mal von "veganem Leder" gelesen habe. Veganes Leder, ehrlich? Entweder etwas ist frei von Stoffen tierischen Ursprungs oder es ist gegerbte Tierhaut. Beides zusammen geht nicht! Oder nur rein sprachlich, im Sinne eines Oxymorons. Aber was will uns der Autor damit sagen? Wie politisch korrekt dieses Material ist oder dass Leder kein Alleinstellungsmerkmal von Tierhaut ist?
Zu viel der Ambition für meinen Geschmack. Denn bei all der begrifflichen Übereifrigkeit geht das eigentlich Außergewöhnliche total unter, nämlich: Dass man das "Leder" waschen kann und sich dadurch die Oberflächenstruktur des Materials ändert. Ungewaschen ist es glatt, starr und erinnert an dicken Fotokarton – mit dem Vorteil, dass es nicht reißt und abwischbar ist. Genau das Richtige also für selbst gebastelte Schachteln und Boxen.
Nach dem Waschen wird das Material etwas weicher und knittriger. Und weil man nie genug hübsche Aufbewahrungsmöglichkeiten haben kann: Geknautscht, geknüllt und zusammengenäht, entstehen tolle Utensilos. Sie sehen aus wie Papiertüten, fühlen sich an wie Papiertüten, sind aber viel strapazierfähiger und waschbar. Noch deutlicher wird dieser Effekt, wenn man packpapierfarbenes "Leder" verwendet.
Bleibt zum Schluss die Frage: Was passiert eigentlich, wenn man echtes und veganes Leder zusammennäht? Das wäre ja wie Schweinschnitzel mit Tofubratling essen. Uh, ich glaube, ich höre schon die Sirenen der Ordnungspolizei...
Bezugsquellen
Veganes Leder
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