Kennt ihr diese geschmacklichen 180-Grad-Wendungen? Gestern noch absolut scheußlich und heute einfach nur sensationell. Genau so geht es mir gerade mit Zimmerpflanzen. Bisher habe ich mich immer ausdrücklich gegen wurzeliges Grünzeugs in Innenräumen ausgesprochen – eine Wohnung ist schließlich kein botanischer Garten – und jetzt? Ja, jetzt ist eine stattliche Geigenfeige in unser Haus eingezogen. Gezielte Beeinflussung durch soziale Medien? Mangelnde Willensstärke? Oder beispielhafte Kompromissbereitschaft? Stimmt genau.
Der Mann jedenfalls versteht die Welt nicht mehr: Erst tue ich alles, um seine geliebten Pflanzen loszuwerden und dann stelle ich einen riesigen Gummibaum mitten ins Wohnzimmer. "Ja...aber der ist auch nicht hässlich" versuche ich meinen Sinneswandel zu erläutern und ernte nur Kopfschütteln. Aber das kenne ich schon, da muss man weibliche Nachsicht walten lassen: Männer können halt nicht alles verstehen. Auch nicht, dass meine grüne Umkehr höchst selektiv ist. Die immer noch hier rumlungernden Gewächse des Hausherrn finde ich nämlich nach wie vor grässlich.
Trotz dem ich schwer verliebt bin in das musikalische Bäumchen, habe ich ein wenig Angst. Angst, rückfällig zu werden und in drei Tagen zu denken: "Was hast du dir denn da für ein Gestrüpp an Land gezogen?" Und dann müsste ich mich wieder auf die Suche nach möglichst unauffälligen Entsorgungsmöglichkeiten machen. Gar nicht so einfach bei einer Pflanze, die das Volumen einer Biotonne übersteigt. Hoffen wir also das Beste – für Frau Feige und für mich!
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